Mittwoch, 28. Mai 2008

Wahlen französisch

Wie ich mich so in Cergy bei Paris befand, wählten die ESSEC-Studenten ein neues „Bureau des Elèves“ (kurz: BDE) gewählt. Das ist so ähnlich wie bei uns der AStA, hat seine Hauptaufgabe allerdings in der Organisation von Parties. Mindestens mal eine pro Woche. Und einmal im Jahr eine, die den gesamten Campus füllt. Alle Hörsäle, Seminarräume, Gänge...

Soviel zu den französischen Grandes Ecoles. Aus denen rekrutiert sich ja immerhin die große Mehrheit der CEOs französischer Unternehmen. Man packt die klügsten Leute des Landes nach einem knallharten Auswahlverfahren an einem Ort zusammen, um sie zur künftigen Wirtschaftselite auszubilden. Dies erreicht man am besten, indem man sie reichlich mit Alkohol begießt und gut mit Tabakqualm räuchert. Schlaf ist natürlich obsolet. Ob sie nach dieser Behandlung noch immer die klügsten Leute des Landes sind, sei dahingestellt. Da frag sich nochmal einer, warum es der Wirtschaft in Frankreich nicht so gut geht.

Zurück zu den Wahlen: Es traten eine Menge Listen an, darunter mein Favorit, die „Frauen mit großen Brüsten“ (freie Übersetzung des Listennamens). Damit wäre auch schon ihr Wahlprogramm erläutert. Es gab allerdings auch zwei ernst gemeinte Listen, die antraten. Der besseren davon half ich beim Wahlkampf. Natürlich gewann sie haushoch (über 60%). War ja klar, wenn ich mithelfe.

Und wie sieht so ein Wahlkampf an einer Grande Ecole aus? Er orientiert sich am Aufgabenbereich des BDE. In der Woche vor den Wahlen werden 'ne Menge Parties organisiert, mit unbegrenzt Getränken für lau. Jede (ernsthafte) Liste hat ihre eigene Bühnenshow, ihre eigene Choreographie zu ihrem eigenen Song, ihre eigene (wieder kostenlose) Bar in der Sporthalle und ihr eigenes Thema inklusive Kleidung. Die Themen waren diesmal „Baustelle“ versus „Mittelalter“. War ein großer Spaß, da mitzumischen, Arbeit würde ich das kaum nennen. Und eine Menge Stress, aber in den letzten Jahren habe ich ja eh eine gewisse Sucht nach Stress entwickelt.

Bei der Rückkehr nach Helsinki kam mir die Stadt dann ziemlich leer und leblos vor. Schon ein harter Kontrast. Zu allem Überfluss hat es Sonera auch wieder mal geschafft, die Internetverbindung zu kappen. In diesem Land läuft alles glatt, nur die privatisierte Telekomgesellschaft kriegt rein gar nichts auf die Reihe. Es ist so erbärmlich. Mal gucken, wann ich diesen Text überhaupt mal ins Blog setzen kann.

Weiterhin fällt mir beim Lesen meiner eigenen Worte auf, dass ich im Deutschen zunehmend ins Englische abdrifte, mit Anglizismen und so. Ich bin die Sprache einfach nicht mehr gewohnt. Ich fürchte schon, bei meiner Rückkehr Probleme damit zu kriegen. Am Ende hält man mich noch für einen MCSler von sonstwo.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wäre doch nett, wenn du so tust als ob du ein finnischer Erasmusstudent wärst... :D

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass du verdammt viel in Frankreich rummachst. Aber klingt auch sehr interessant.

Juha hat gesagt…

Na wenn du wüsstest...