Montag, 24. Dezember 2007

Juha und die Schokoladenfabrik

Ich hatte schon längere Zeit den Bericht über meinen Besuch bei Fazer auf dem Rechner rumfliegen. War aber die eine Hälfte der Zeit zu faul, ihn hier reinzustellen, und hab es die andere Hälfte der Zeit vergessen. Shame! Aber nun konnte ich mich endlich aufraffen. Und siehe da, hier kommt der verschollene Text:

Habt ihr schonmal so einen alten Bus gesehen? Ich bin sogar damit gefahren. Ich war nämlich bei Fazer, in Vantaa. Fazer ist der größte (und beste!) finnische Schokoladenhersteller und hat dort eine Fabrik. Irgendwie muss man ja von Helsinki nach Vantaa kommen und die 20 Kilometer legten wir mit dem Bus zurück. Dass es so ein Bus sein würde, ahnte ich freilich nicht – mich hatte ja niemand vorgewarnt. Mit einem unglaublichen Busfahrer, der von uns wohl am meisten Spaß an der Besichtigung hatte. Irgendwie überlebten wir die Fahrt.

Dort angekommen, gab es erst einmal die obligatorische Erklärung zum Prozedere (Hände Waschen, keine Taschen mitnehmen, keine Produktionsanlagen fotografieren, hässliche Überschuhe, hässliche Haarnetze, ...) und ein wenig firmeneigene Propaganda, Werbefilmchen und so. Und natürlich das Versprechen, Schokolade zu bekommen!

Aber vor der Schokolade kam eine Führung, nicht etwa durch die eigene Fabrik, sondern durch einen Korridor für Besucher. Mit Kakaobohnen, Informationen über die Ernte der Früchte des Kakaobaums, die Gewinnung von Kakaobutter und Kakaomasse, die Herstellung der eigentlichen Schokolade. Natürlich nochmal der Hinweis darauf, dass Fazer der einzige Schokoladenhersteller der nordischen Länder ist, der frische Milch und nicht etwa Milchpulver verwendet. Dekoriert wurde das von uralten Maschinen, mit denen ganz früher mal Schokolade gemacht wurde. Die sehen irgendwie sehr generisch aus, ich hab trotzdem Fotos gemacht.

Danach wurden wir tatsächlich auf die eigentliche Fabrik losgelassen. Die Schokoladenproduktion selbst wollte man uns nicht zeigen. Die war wohl zu empfindlich und geheim und deshalb durften wir sie nur vor der Führung in den kleinen Propagandafilmchen betrachten. Was aber natürlich nicht das selbe ist, wie direkt neben dem Zeugs zu stehen. Aber sei es drum. Immerhin sahen wir das Büro der Menschen, die jeden Tag die Tagesproduktion probekosten (nein, nicht die ganze Produktion, nur Stichproben), um zu überprüfen, dass man das, was man so den ganzen Tag lang verbrochen hat, auch wirklich den Kunden zumuten kann. Sonst sahen wir einen Roboter, der mit mehreren Armen (einer pro Pralinensorte) die Pralinenschachteln füllte. Und gerade als wir da waren ein ziemliches Chaos veranstaltete. Die halbvollen Schachteln vom Förderband schubste, die Pralinen daneben fallen ließ und so Dinge. Das war wenigstens lustig.

Viel mehr beinhaltete die Führung auch nicht. Danach wurden wir auf eine Station losgelassen, an der wir unbegrenzt Schokolade essen durften (wenn auch nichts mitnehmen). Das war auch durchaus erfreulich und sparte mir das Mittagessen für den Tag (kalorientechnisch hätte ich wohl eine Woche lang danach nichts essen brauchen). Ein paar neue Sorten entdeckte ich durchaus.

Danach war dann alles vorbei. Wir durften nochmal in einen Laden mit Schokolade (denkt euch das blöde Wortspiel selbst) und reduzierten Preisen, um dort ganz viel leckere Dinge zu kaufen. Das gab es zwar alles auch im Supermarkt, aber eben für mehr Geld. Als wir dort mit vollen Tüten und leeren Brieftaschen rauskamen, bekamen wir noch eine kleine Tüte mit ein paar Fazerprodukten in die Hand gedrückt. Auch sehr erfreulich.

Anschließend gingen wir wieder zu unserem hochmodernen Reisebus, der uns (überraschenderweise wieder ohne Panne und Unfall) zurückbrachte. So muss ich denn sagen, dass die Reise durch die Schokoladenfabrik enttäuschend unspektakulär war. Keine großen Kessel mit flüssiger Schokomasse gesehen. Dafür waren die Leute dort ziemlich freundlich und spendierten Süßzeugs. Das entschädigt für Einiges.

Freitag, 14. Dezember 2007

Cork in Irland

Neulich begab es sich, dass wir uns zu elft nach Cork aufmachten. Das ist mit 190.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der irischen Republik, die drittgrößte der Insel. Und sieht ziemlich kaffig aus, wobei das natürlich positiv zu verstehen ist. Am University College Cork (UCC) fand nämlich ein Debattierwettbewerb statt, und zusammen mit neun anderen Leuten von hier nahm ich teil, ein weiterer kam noch als Richter mit. Fliegen taten wir mit Ryanair von Tampere über Stansted bei London direkt nach Cork. Diese Fluggesellschaft war wirklich eine Überraschung, und zwar keine positive. Aber später mehr dazu.

Cork ist ein wunderschönes Dorf, das sich ziemlich weit erstreckt. Die größten Häuser, die ich sah, hatten fünf Stockwerke, die waren aber die Ausnahme. Meistens gab es nur ein Obergeschoss. Dagegen ist Helsinki eine riesige Weltmetropole. Stimmung hat es aber in Cork jede Menge. Alles sah wundervoll irisch aus, so als würde sich hinter jeder Fassade ein irischer Pub verbergen. Und zumindest das Gerichtsgebäude ist ein gutes Stück größer.

Das alles bekamen wir aber erst am Sonntag zu sehen. Waren zwar schon Freitag früh da, aber nach dem nächtlichen Flug schliefen wir erstmal und dann ging schon der Wettbewerb los. Der brachte einiges an Spaß, und ich habe mit (gegen) ziemlich gute(n) Leute gesprochen. Die Stimmung war auch gut, mit fast allen konnte man danach locker reden und sie stellten sich als recht freundlich heraus. Das kam auch bei den Socials (i.e., alle zusammen in eine Bar, von denen alle in Cork um 2 Uhr schließen) der beiden Wettbewerbsabende zugute. Langweilig wurde es jedenfalls Freitag und Samstag nicht im geringsten.

Das UCC hat einen komplett umzäunten Kampus, alles an dieser einen Stelle versammelt. Macht den Eindruck, als dürfe ja kein Unbefugter rein und kein Student jemals mehr raus. Auf der Außenseite des Zauns sind enge Gassen und niedrige Häuschen, innen ragen die riesigen Bauten der Universität empor. Besonders die alten sind sehr beeindruckend, das UCC gibt es schon eine ganze Weile, seit 1845. Schaut einfach selbst, mir gefallen sie. Daneben sind dann freilich auch hässliche Betonbauten. Sie haben es tatsächlich gewagt, einen davon nach Boole zu benennen. Einerseits ist es ja fein, wenn man ein Boole-Gebäude hat, andererseits stört es mich doch, dass es derart hässlich ist. Ein Bild davon wollte ich nicht aufnehmen, die gleiche Ansicht kriegt man an beliebigen Universitäten in Deutschland genauso, eine Zeit lang waren diese Betonklötze modern.

Zum Glück gibt es aber auch noch Neubauten dort, die nach was aussehen. Bei denen hab ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, ein paar Bilder zu machen. Viel Glas und elegante Formen. Ich frag mich bei solchen Neubauten (denen, die mir gefallen) immer, ob vielleicht in 30 Jahren jemand genauso über sie zetert wie ich jetzt über die Monstrosität, die man nach Boole benannt hat. Wir werden sehen...

Eine Kapelle gibt es auf dem Kampus auch. Katholisch natürlich, wie das ganze Land. Die gefällt mir sehr gut, die Mosaike und Verzierungen drinnen finde ich sehr prächtig. Leider war das Licht etwas schummrig und der Raum natürlich zu groß für den kleinen Blitz der Kamera, so sind die Aufnahmen nicht perfekt geworden. Aber das Wichtige sieht man. In dieser Kapelle war dann auch das Finale des Wettbewerbs. Die Leute waren verdammt gut, puh.

Als am Sonntag alle ausgeschlafen waren, versuchten wir erstmal zu duschen. Untergebracht waren wir in der recht großen Wohnküche einer WG, die eines der Häuschen beim Kampus bewohnte. Irgendeine Intelligenzbestie hatte natürlich in der Nacht die Heizung ausgemacht. Außer dass es beim Aufstehen ziemlich eisig war, fehlte dadurch auch das warme Wasser. Ein Wiedereinschalten der Heizung half nichts. Zum Glück tauchte eine Nachbarin aus der WG nebenan auf und war so freundlich, mich ihr Bad benutzen zu lassen. Nebenbei lästerte sie etwas, das Wasser bei unseren Gastgebern funktioniere dauernd nicht richtig. Irgendwie glaub ich ihr.

Anschließend zogen wir los, ein wenig die Stadt zu erkunden. In Irland ist natürlich am Sonntag alles offen, genau wie in Helsinki. Sehen taten wir halt das Übliche einer Stadt. Die Altstadt scheint sich über ganz Cork zu erstrecken, die Geschäfte sind in den gleichen Häuschen, die in der ganzen Stadt das Bild prägen, und sehen von außen alle aus wie Pubs. Eine gute Buchhandlung und eine Art Flohmarkt mit jeder Menge Krempel fanden wir, insgesamt war es aber wenig aufregend.

Am nächsten Morgen war dann der Flug nach Stansted. Mit Ryanair natürlich. Zu denen sollte ich mal ein Wörtchen verlieren. Wäre ich intelligent gewesen, hätte ich über Aer Lingus gebucht, wäre direkt von Helsinki nach Dublin geflogen und von dort mit einem Zug oder Bus nach Cork. Das wäre mich billiger gekommen als die 300 Euro, die ich bei Ryanair gelassen habe. Dazu kommen Reisekosten nach und von Tampere, denn Ryanair fliegt natürlich nicht von Helsinki-Vantaa. Die Reisepläne sind so sinnvoll, dass man gegen Mitternacht in Stansted ankommt und erst morgens weiterfliegt. Und auf dem ganzen Flughafen gibt es keine Stühle, geschweigedenn Sofas. Eine Nacht auf dem Flughafenfußboden hat aber auch was, zum Beispiel Schlafmangel.

Ist man dann im Flieger, wird es nicht viel bequemer. Zuerst einmal wollen sie einem für ein paar Euro einen "Priority Check-In" andrehen. Hat man das, kommt man als erstes in den Flieger. Zugewiesene Sitznummern gibt es nämlich nicht. Und ist auch einer der ersten, die die unglaublich hässliche Farbgebung der Kabine und die hässlichen Werbetafeln an den Gepäckfächern bemerken. Hat man sich im Gedränge einen Sitz ergattert, kann man dessen Lehne meistens nicht einmal verschieben. Wenig bequem, Schlaf kaum möglich. Erschwert noch dadurch, dass öfters mal recht laute durchsagen erschallten, die Stewardessen kämen nun sogleich, um einem Mineralwasser, matschige Pizza, Parfum und Lotterielose zu verkaufen. Teuer ist das...

Auf dem Rückweg sollten wir nicht die Nacht, sondern den Tag in Stansted verbringen. Wir fuhren lieber mit dem Zug nach London, um die Stadt zu erkunden. Für 13 Pfund bekamen wir eine Fahrkarte, die auch eine Tageskarte für die Underground einschloss. Und gelohnt hat es sich wirklich. London ist... groß. Beeindruckend. Wunderschön. Auch beeindruckend ist, dass so viele Leute so viel Geld für die Tube ausgeben, obwohl dauernd Strecken ausfallen. Oder dass es sich die Betreibergesellschaft leisten kann, an jeder Station mehrere Leute stehen zu haben, die bei Bedarf (wenn die automatisierten Systeme versagen, was durchaus verkommt) Fahrkarten kontrollieren oder verkaufen. Bei der Anzahl Stationen...

Starten taten wir an der Victoria Station. Erstmal Sandwiches bei W. H. Smith kaufen, einem britischen Supermarkt (der übrigens auch am Flughafen Stansted mindestens drei Filialen hat). Unglaublich gut, unglaublich gesund, und viel zu teuer. Noch teurer als hier, genauer: Die Pfundpreise dort sind höher als die Europreise hier. Aber nicht nur teurer, sondern auch besser. Unglaublich teure Smoothies (diverse pürierte Früchte ohne Zucker oder sonstwas) gab es auch. Die waren auch verdammt gut und gesund. Wenn man sich das leisten kann, ist es ein wundervoller Laden. Genau wie Prêt-À-Manger am Flughafen Stansted. Nur dass es dort auch Biomilch, Müsli, Sushi und Stühle gibt. Mein Kontoauszug wird mich dafür hassen, aber manchmal muss man auch mal sinnlos Geld ausgeben.

Von da spazierten wir dann zum Buckingham Palace. Dort hatte die Garde auch passend zu unseren Ehren einen kleinen Spaziergang nach draußen mit Marschkapelle vorbereitet und fing an, als wir grade angekommen waren. Waren aber zu viele Leute da, als dass ich das hätte fotografieren können. Buckingham Palace ist übrigens enttäuschend hässlich. Dafür hab ich ein Bild von Queen Victoria.

Durch den Park gingen wir dann bis hin zur Westminster Abbey. Eintritt: 10 Pfund. Blieben wir lieber draußen. So viel Zeit hatten wir eh nicht. Also weiter zum Parlament. Ziemlich groß, weia. Sieht wirklich besser aus als der Reichstag. Natürlich hab ich ein Foto von Big Ben gemacht. Anschließend spazierten wir an der Themse entlang zum Tower. Vorbei kamen wir an Shakespeares Globe. Für den Tower sollten wir dann wieder Eintritt zahlen, und wieder sparten wir uns das. Die Museen sind zwar kostenlos, aber alles was kostet, kostet dann umso mehr. Lieber machten wir uns auf den Rückweg zum Flughafen. Ein Glück, dass wir das zeitig taten, denn die Underground, mit der wir fahren mussten, fuhr natürlich nicht. Also laufen. Nicht bis zum Flughafen, sondern eine Station weit. Was aber in London eine ziemliche Distanz ist. Geht aber alles.

In Tampere waren wir dann gegen elf Uhr. Nach Helsinki fuhr nur noch ein Bus von Ryanair, aber das wussten wir ja schon vorher. So drückten wir nochmal 25 Euro für die Heimfahrt an unsere Lieblingsfluglinie ab. Immerhin kamen wir nach Helsinki und mussten nicht bis zum ersten Zug gegen vier Uhr früh warten.

Wieder um eine Erfahrung reicher geworden. Und was lernen wir daraus? Irland lohnt sich, sogar wenn man eine so kleine Stadt wie Cork besucht. Debattierwettbewerbe lohnen sich auch, selbst wenn man dafür nach Irland fahren muss. Naja, im Grunde ist es ja nur ein Vorwand, um ein paar Tage auf der Insel zu verbringen. Auch London lohnt sich, selbst wenn man die ganze Zeit zwei Taschen mit sich rumschleppen muss und davon Muskelkater in den Schultern kriegt. Nur Ryanair lohnt sich nicht. Vielmehr lohnt es sich, eine anständige Fluglinie zu nehmen. Dann kriegt man wenigstens ein kostenloses Glas Wasser an Bord, und Geld spart man vermutlich auch noch.