Freitag, 30. Mai 2008

Abschied

Nun bin ich also wieder in Frankfurt. Ging schnell rum. Wer hätte das gedacht? Damit ist auch der Blog am Ende. Mal schauen, vielleicht schreib ich ja auf englisch weiter.

Die letzten Tage waren reichlich stressig. Es hieß Abschied nehmen von all den Freunden. Diverse Parties zu diesem Zweck. Dann natürlich administrativer Krempel, Konto schließen, Leistungsspiegel abholen und so weiter.

Ein Abschied war jedenfalls sehr entspannend, bestand nämlich aus einem Besuch im Marimekko-Laden, um ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter zu finden. Fand ich auch. Einen rosa Regenschirm mit Blumenmuster. Sie hat sich sehr gefreut. Und weil's so schön war, kaufte ich für mich noch eine Umhängetasche mit perfekten Proportionen für einen Laptop. Gefiel mir einfach zu gut. Alle anderen laptopfähigen Taschen erscheinen mir stets furchtbar hässlich, und so wollte ich die Gelegenheit nicht auslassen, etwas Vorzeigbares zu erwerben. Wer hat schon eine Laptoptasche von Marimekko? Anschließend setzten wir uns noch ins Café Fazer (das traditionsreichste Wiener Kaffeehaus der Stadt) und plauderten ein wenig. Der einzige Abschied ohne Alkohol, glaub ich.

Nun sitze ich zu Hause und habe hier auch nicht wirklich weniger zu tun. Aber immerhin ohne Fristen. Ende Juni fahr ich nochmal nach Tallinn, nehme an den europäischen Debattiermeisterschaften teil. Wird lustig.

Als allerletztes nun auch der Abschied vom Blog. Ich seh euch in der Realität!

Mittwoch, 28. Mai 2008

Wahlen französisch

Wie ich mich so in Cergy bei Paris befand, wählten die ESSEC-Studenten ein neues „Bureau des Elèves“ (kurz: BDE) gewählt. Das ist so ähnlich wie bei uns der AStA, hat seine Hauptaufgabe allerdings in der Organisation von Parties. Mindestens mal eine pro Woche. Und einmal im Jahr eine, die den gesamten Campus füllt. Alle Hörsäle, Seminarräume, Gänge...

Soviel zu den französischen Grandes Ecoles. Aus denen rekrutiert sich ja immerhin die große Mehrheit der CEOs französischer Unternehmen. Man packt die klügsten Leute des Landes nach einem knallharten Auswahlverfahren an einem Ort zusammen, um sie zur künftigen Wirtschaftselite auszubilden. Dies erreicht man am besten, indem man sie reichlich mit Alkohol begießt und gut mit Tabakqualm räuchert. Schlaf ist natürlich obsolet. Ob sie nach dieser Behandlung noch immer die klügsten Leute des Landes sind, sei dahingestellt. Da frag sich nochmal einer, warum es der Wirtschaft in Frankreich nicht so gut geht.

Zurück zu den Wahlen: Es traten eine Menge Listen an, darunter mein Favorit, die „Frauen mit großen Brüsten“ (freie Übersetzung des Listennamens). Damit wäre auch schon ihr Wahlprogramm erläutert. Es gab allerdings auch zwei ernst gemeinte Listen, die antraten. Der besseren davon half ich beim Wahlkampf. Natürlich gewann sie haushoch (über 60%). War ja klar, wenn ich mithelfe.

Und wie sieht so ein Wahlkampf an einer Grande Ecole aus? Er orientiert sich am Aufgabenbereich des BDE. In der Woche vor den Wahlen werden 'ne Menge Parties organisiert, mit unbegrenzt Getränken für lau. Jede (ernsthafte) Liste hat ihre eigene Bühnenshow, ihre eigene Choreographie zu ihrem eigenen Song, ihre eigene (wieder kostenlose) Bar in der Sporthalle und ihr eigenes Thema inklusive Kleidung. Die Themen waren diesmal „Baustelle“ versus „Mittelalter“. War ein großer Spaß, da mitzumischen, Arbeit würde ich das kaum nennen. Und eine Menge Stress, aber in den letzten Jahren habe ich ja eh eine gewisse Sucht nach Stress entwickelt.

Bei der Rückkehr nach Helsinki kam mir die Stadt dann ziemlich leer und leblos vor. Schon ein harter Kontrast. Zu allem Überfluss hat es Sonera auch wieder mal geschafft, die Internetverbindung zu kappen. In diesem Land läuft alles glatt, nur die privatisierte Telekomgesellschaft kriegt rein gar nichts auf die Reihe. Es ist so erbärmlich. Mal gucken, wann ich diesen Text überhaupt mal ins Blog setzen kann.

Weiterhin fällt mir beim Lesen meiner eigenen Worte auf, dass ich im Deutschen zunehmend ins Englische abdrifte, mit Anglizismen und so. Ich bin die Sprache einfach nicht mehr gewohnt. Ich fürchte schon, bei meiner Rückkehr Probleme damit zu kriegen. Am Ende hält man mich noch für einen MCSler von sonstwo.

Dienstag, 20. Mai 2008

La Banlieue

Es hat mich wieder einmal nach Paris verschlagen. Die Stadt ist noch immer wundervoll, ich war im Louvre und so weiter. Fotos zu machen, hab ich noch nicht geschafft. Mal gucken, ich hab irgendwie keine große Lust, zu knipsen. Ich will diesmal sowieso was anderes erzählen als die ewigen Huldigungen auf die Kultur und Schönheit von Paris zu wiederholen.

Diesmal bin ich nämlich bis nach Cergy vorgedrungen, eine Vorstadt, da, wo sie immer Autos umwerfen und anzünden. (Ihr erinnert euch: Paris IV war im Zentrum.) Eine Stunde Zugfahrt. Jedenfalls sieht es in Cergy ziemlich hübsch aus. Wohnen möchte ich da nicht, aber hauptsächlich, weil so überhaupt nichts los ist. Wirkt alles furchtbar harmlos, ereignisloser als eine deutsche Kleinstadt.

Ich wurde allerdings gewarnt, dass hier nicht alles so knuffig sei. Kriminalität und Gewalt soll es wohl schon ganz gut geben. Obgleich Gebäude und Straßen in gutem Zustand, ganz hübsch und sauber sind. Mühe hat man sich gegeben, das wohnlich einzurichten. Randaliert wird wohl trotzdem. Wenigstens kann die physische Umgebung nicht als Entschuldigung herhalten.

Ein Zeichen dafür, wie es hier zugehen kann, ist die ESSEC. Das ist eine Grande Ecole für künftige Manager in der Wirtschaft. Eines dieser Elitedinger, wie die Franzosen sie wohl lieben. Will man in das Grande-Ecole-Programm, muss man nach dem Abitur erstmal zwei Jahre lang eine vorbereitende Schule besuchen. Hat man die hinter sich, macht man ein bockeschweres Aufnahmeexamen, in zwei Fremdsprachen, Mathematik, Geschichte, Philosophie... Erst wenn man das bestanden hat, ist man elitär und darf dort studieren. Das dauert dann nochmal drei Jahre plus 18 Monate Praktika. Danach gehört man endgültig zur Wirtschaftselite Frankreichs.

Irgendwie ist mir dieses Bildungsmodell ungeheuer. Was ich höre, lässt einem die vorbereitende Schule während der zwei Jahre null Freiheit. Hobbys, Sport und sowas kann man vergessen. Danach zahlt man gutes Geld an ESSEC, um studieren zu dürfen (an anderen Grandes Ecoles gibt es allerdings nicht immer Gebühren), und wenn man einen PhD will, muss man nochmal gut was übern Tresen schieben. Wenigstens hat man dann wieder ein wenig Zeit neben dem Studium, muss das dafür in einer tristen Banlieue absolvieren. Die Führungsriege des Landes in Verwaltung und Wirtschaft rekrutiert sich dann fast ausschließlich aus den ganzen Elitehochschulen.

Ich vermute, mein Aufwachsen in Deutschland hat mir einfach ein gehöriges Misstrauen in Eliten eingeimpft, und so beäuge ich das hiesige System äußerst misstrauisch. Wobei ich dieses Misstrauen alles andere als schlecht finde.

Jedenfalls sitzt ESSEC in Cergy. Der Campus ist ziemlich hübsch und modern. Platz gibt es genug, und Angst vor irgendwas braucht man nicht zu haben. Höchstens vor grantigen Hochschullehrern, aber die muss man in jedem Land fürchten. Angstfrei ist es, weil der gesamte (recht große) Campus hermetisch abgeriegelt ist. Wie in Cork (siehe letztes Jahr), aber mit Sicherheitskräften. Weil das hier eben immer noch die Banlieue ist und nicht grade sicher. Jetzt hab ich wenigstens eine Gemeinsamkeit zwischen Paris und Kiev entdeckt. Soziale Spannungen unter der hübschen Fassade von Cergy, nur bemerkbar anhand des Sicherheitspersonals der ESSEC. Dieses Land scheint da in der Tat ein ordentliches Problem zu haben.

Dass der Louvre einen Besuch wert ist, habt ihr sicher gehört. Riesig, das Ding. Die Mona Lisa ist wohl das lebendigste Gemälde, das ich je gesehen habe. Guckt einem immer hinterher, verändert den Gesichtsausdruck... Trotzdem ist das ganze Aufsehen darum etwas albern. Die Venus find ich einfach langweilig. Es gibt eine ganze Menge sehr schöner Gemälde, die auch etwas Aufmerksamkeit verdienen. Ich hab dazu beigetragen.

In der Bibliothèque Historique de la Ville de Paris ist eine temporäre Ausstellung mit privaten Aufnahmen eines Pariser Fotografen, entstanden während der Besatzungszeit durch das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg. Aufnehmen durfte er nur, weil er neben seinen Privataufnahmen fleißig Bilder für ein deutsches Propagandablatt machte. Entsprechend war er alles andere als unvoreingenommen, nur auf zwei Bildern sieht man das Hakenkreuz und auch Soldaten vermied der gute Mann als Motiv. Er scheint den Betrachtern sagen zu wollen, dass es den Leuten in Paris unter den Nazis ziemlich gut ging (was ja nicht richtig ist, wie wir alle wissen). Wäre schlecht für die Propaganda gewesen, zu zeigen, wie die Franzosen unterdrückt werden. In diesem Kontext betrachtet, sind die Aufnahmen aber immer noch großartige Kunst und einen Besuch wert.

Montag, 12. Mai 2008

Der Milch neue Kleider

Heute bin ich beim Einkaufen, ohne es zu merken, schnurstracks an der Biomilch vorbeigelaufen. Als ich zurückkehrte, mich wundernd, ob der Laden nun Bioprodukte aus dem Sortiment nimmt, fand ich sie doch noch. Allerdings sah sie völlig anders aus. Ich hab sie gar nicht wiedererkannt. Seriöser, oder erwachsener. Auf jeden Fall blauer. Schick ist es ja schon, mit dieser Blattmaserung. Soll anscheinend den Eindruck erwecken, die Milch sei völlig natürlich in frischen Blättern eingepackt. Der Denkfehler dabei ist allerdings, dass Blätter ganz gewiss nicht mehr frisch sind, wenn sie schon dunkelblaue Farbe angenommen haben.

Ich vermisse allerdings die Rasenmäherkuh. Die war so herrlich gnadenlos glücklich, wie es Kühe nur nach Fütterung mit bewusstseinserweiterndem Kraftfutter sein können. Immerhin hab ich noch nen leeren Karton von früher, und ein Foto davon (siehe Oktober). Die neue glückliche alleinerziehende Kuhmutter mit Kind hat natürlich auch was für sich und sieht ebenfalls sehr froh und selbstverwirklicht aus. Nur ist eine Kuh mit Rasenmäher eben noch immer deutlich cooler als eine mit Kalb.

Wobei ich mir ein Fotoshooting mit Kuh sehr merkwürdig vorstelle. Was für ein Fotograf mag das gewesen sein? Annie Leibovitz? Wie kriegt man die Kuh dazu, ein glückliches Gesicht zu machen und das Kalb zu knuddeln? Ist es überhaupt ihr eigenes Kalb? Wie hat man gecastet? Fragen über Fragen...

Neulich bin ich über einen kleinen Plattenladen gestolpert, in der hippsten Straße der Stadt, Iso Roobertinkatu. Schon vorher war mir von einem Musiker namens Olavi Uusivirta berichtet worden, und dort fiel mein Auge dann auf eine CD von ihm, die nicht mal viel kostete, Titel "Me ei kuolla koskaan" ("Wir werden niemals sterben"). Gekauft, gehört, wunderbar. Es gibt gute finnische Musik abseits von Humppa, Tango und Metal.

Donnerstag, 8. Mai 2008

Vappu

Am 1. Mai war hier Vappu, die größte Party Helsinkis. Einmal im Jahr müssen die Finnen beweisen, dass sie feiern können, ich hatte schon große Zweifel gehegt, dass es ihnen überhaupt möglich ist. Jedenfalls waren am Tag die Straßen voll, in der Nacht die Klubs. Somit muss ich die Hoffnung auf eine Besserung dieses meist so tristen Volks doch nicht aufgeben.

Fotos fehlen mir. Der Kamera wollte ich das große Umhergeziehe im ganzen Chaos nicht zumuten. Lustig war's aber allemal, wenn auch anstrengend weil lang. Das ist der Tag im Jahr, den niemand verpassen darf, der hier ist. Eigentlich wollte ich gar nicht erst ins Bett gehen, da ich am Morgen drauf eh nen Flug nach Kiev hatte. Um 5 hab ich mich dann doch für zwei Stunden hingelegt, alleine aufzubleiben hätte nichts gebracht.

Aber der Reihe nach... zwei Wochen vorher war ich nämlich erstmal in Paris. Wieder mal ein Debattierwettbewerb, Paris IV. Eine wunderschöne Stadt. Die ich wohl etwas zu sehr genossen habe. Am zweiten Tag des Wettbewerbs war ich nämlich viel zu müde für alles und versaute es ziemlich. Andererseits... das war's mir allemal wert. Wäre doch eine Schande, in Paris zu sein und die ganze Nacht zu schlafen. Eclair habe ich natürlich auch gegessen. Warum gibt es die Dinger bloß nirgends sonst? Vermutlich, um mich davor zu bewahren, aufzugehen wie ein Hefeteig.

Weiterhin war die Metro ziemlich merkwürdig. Die hatte Gummiräder. Versteh' einer die Welt... Den Sonntag hatten wir frei, um eben solche Eigenheiten der Stadt selbst zu erkunden. Ziemlich viel rumgelaufen. Viel zu wenig gesehen von all dem, was da war. Aber schön war es. Muss ich mir mal mehr Zeit nehmen für. Das Beste, das mir dort passiert ist, enthalte ich euch derweil mal vor. Muss ja nicht alles ins Internet. Außerdem schafft das einen weiteren Anreiz, mit mir zu sprechen.

Der schönste Ort in Paris ist derweil eine protestantische Kirche mit Garten, die sich in einer kleinen Straße versteckt. Ich war gleich doppelt überrascht. Etwas Protestantisches in Frankreich? Ich hatte nicht gewusst, dass es das gibt. Und dann auch noch eine protestantische Kirche, die (trotz oder gerade wegen ihrer geringen Größe) den katholischen Ungetümern in Aussehen und Atmosphäre den Rang abläuft. Da macht jemand keine halben Sachen.

Weiterhin sah ich den Place de la Concorde, Elysée, Eiffelturm und so weiter. Auch eine diverse Meter hohe Spinne begegnete mir, die im Park herumstand. Die gleiche ist auch in London zu entdecken, auf dem Jubilee Walk. Ich frage mich, wo überall die noch sind. Wenn ich in Berlin bin, muss ich mal die Augen aufsperren. In Kiev sah ich jedenfalls keine.

Der hässlichste Ort in Paris ist derweil klar Charles de Gaulle, der Flughafen. Die Betondecken hängen auf wirklich deprimierende Art und Weise durch, auch wenn das vom Architekten vermutlich so gewollt war. Stets hatte ich das Gefühl, das ganze Ding fällt mir gleich auf den Kopf. Eine schöne Begrüßung. Kiev Borispol ist übrigens kein Stück besser. Leider sind mir die Fotos aus dessen Ankunftshalle abhanden gekommen. Oder hab ich überhaupt welche gemacht? So übernächtigt, wie ich nach Vappu war... Dafür hab ich am Tallinner Flughafen geknipst. Der gefällt mir wesentlich besser. Ist auch eher gemütlich als groß. Inklusive Lufthansamaschine im Bild. Mit Vantaa kann natürlich keiner der Flughäfen auch nur ansatzweise mithalten, aber das hab ich auch nie erwartet.

Kiev jedenfalls ist schön. Borispol muss man über sich ergehen lassen, außer der grässlichen Architektur ist da die Passkontrolle zu nennen. Da steht man ewig an, nur damit man nen Stempel in den Pass gedrückt bekommt. Wenn man ins Flugzeug will und der Metalldetektor biept, darf man es übrigens beliebig oft nochmal probieren. Mitgebrachte Fruchtsäfte übersah das ukrainische Sicherheitspersonal konsequent. Die scheinen nicht so große Angst vor Flüssigkeiten zu haben wie die EU. Sicher fühlte ich mich übrigens nicht so ganz dort.

Hat man das Theater in Borispol hinter sich, wird es jedenfalls besser. Man sollte jemanden dabeihaben, der Russisch spricht, da sich die Taxipreise sonst vervielfachen. Auch haben Taxis generell keine Sicherheitsgurte. Das macht aber nichts, denn die fahren viel schneller und unvorsichtiger als anderswo.

Billiger ist die Metro, umgerechnet ein paar Cent pro Fahrt. In jeder Stadt ist das eines der Dinge, die mich am meisten interessieren. In Kiev sehen die Wagen fast aus wie in Helsinki, nur älter. Außerdem sind die Tunnel viel tiefer. Viel, viel tiefer. Beim Bau der Metro plante man, die Dinger im Falle eines Atomkrieges als Bunker zu benutzen, wie mir erklärt wurde. Vermutlich ist das der Grund, weshalb Fotos dort verboten sind. Ich hab trotzdem welche gemacht. Wurde prompt von einer Frau abgefangen, die mir leicht erregt irgendwas erklärte. Russisch. Als ich ein paar Mal in Englisch antwortete, ließ sie mich aber wieder ziehen. Vermutlich sagte sie, ich dürfe hier keine Fotos machen. Keine Ahnung. Englisch spricht dort ja niemand. Das ist dort genauso nützlich wie in anderen Ländern Deutsch, Französisch oder Finnisch.

Überhaupt hat die Metro einen enormen Personalaufwand. Am Fuße jeder der unwahrscheinlich langen Rolltreppen sitzt jemand und guckt, dass niemand böse Dinge tut. Fotografieren zum Beispiel. Oder auf der linken Seite stehen. Der real existierende Sozialismus hatte anscheinend keine Probleme mit zu wenigen Arbeitskräften und fand immer jemanden, selbst für die ödesten und überflüssigsten Arbeiten. Dass das immer noch so aufrechterhalten wird, überraschte mich allerdings.

Über der Erde ist die Stadt reich an Grünflächen und Kultur. Überall Parks, alte Häuser, hübsche Dinge zum Angucken. So wie das Chimärenhaus, in dem früher der Staatspräsident residierte. An der Fassade finden sich viele kleine Chimären. Wer findet das Krokodil? Kleiner Tipp: Es ist nicht auf diesem Foto.

Gut und günstig essen gehen ist auch einfach. Die Stadt gefällt mir. Nur unglaublich unfreundlich sind die meisten Leute. Zu mir nicht, ich versteh ja kein Wort, aber zu meinen russischsprechenden Begleitern. Kellner vergaßen die Hälfte der Bestellung, waren unwirsch, Leute auf der Straße ignorierten Fragen nach der Richtung schlichtweg... Vermutlich hat das den selben Grund wie die Sicherheitsleute, die an jedem Unigebäude, jedem Supermarkt, jedem Restaurant rumstehen, um die Ordnung zu bewahren.

Die Mitstreiten beim Wettbewerb (ja, wieder mal einer) waren aber alle ganz lieb. Weiterhin gibt es zu berichten, dass wir bis ins Finale gekommen sind. Um keinerlei Zweifel zu lassen: Das ist eine großartige Leistung, ich bin stolz und ihr dürft mir alle gratulieren. Waren immerhin 32 Teams am Start. Gewonnen hat dann aber das aus Tallinn. War ja klar.

Nun sitze ich hier an meiner Hausarbeit, das letzte Prüfungsding hier in Helsinki. Nur noch das schaffen und alles ist hinter mir. Traurig, sniff. Von allen Leuten verabschieden. Das deprimiert mich. Zwei haben schon das Land verlassen. Nächste Woche fahre ich jedenfalls nochmal nach Paris. Das wird meine Laune aufbessern, bevor ich Helsinki endgültig verlasse.