Das alles bekamen wir aber erst am Sonntag zu sehen. Waren zwar schon Freitag früh da, aber nach dem nächtlichen Flug schliefen wir erstmal und dann ging schon der Wettbewerb los. Der brachte einiges an Spaß, und ich habe mit (gegen) ziemlich gute(n) Leute gesprochen. Die Stimmung war auch gut, mit fast allen konnte man danach locker reden und sie stellten sich als recht freundlich heraus. Das kam auch bei den Socials (i.e., alle zusammen in eine Bar, von denen alle in Cork um 2 Uhr schließen) der beiden Wettbewerbsabende zugute. Langweilig wurde es jedenfalls Freitag und Samstag nicht im geringsten.
Als am Sonntag alle ausgeschlafen waren, versuchten wir erstmal zu duschen. Untergebracht waren wir in der recht großen Wohnküche einer WG, die eines der Häuschen beim Kampus bewohnte. Irgendeine Intelligenzbestie hatte natürlich in der Nacht die Heizung ausgemacht. Außer dass es beim Aufstehen ziemlich eisig war, fehlte dadurch auch das warme Wasser. Ein Wiedereinschalten der Heizung half nichts. Zum Glück tauchte eine Nachbarin aus der WG nebenan auf und war so freundlich, mich ihr Bad benutzen zu lassen. Nebenbei lästerte sie etwas, das Wasser bei unseren Gastgebern funktioniere dauernd nicht richtig. Irgendwie glaub ich ihr.
Anschließend zogen wir los, ein wenig die Stadt zu erkunden. In Irland ist natürlich am Sonntag alles offen, genau wie in Helsinki. Sehen taten wir halt das Übliche einer Stadt. Die Altstadt scheint sich über ganz Cork zu erstrecken, die Geschäfte sind in den gleichen Häuschen, die in der ganzen Stadt das Bild prägen, und sehen von außen alle aus wie Pubs. Eine gute Buchhandlung und eine Art Flohmarkt mit jeder Menge Krempel fanden wir, insgesamt war es aber wenig aufregend.
Am nächsten Morgen war dann der Flug nach Stansted. Mit Ryanair natürlich. Zu denen sollte ich mal ein Wörtchen verlieren. Wäre ich intelligent gewesen, hätte ich über Aer Lingus gebucht, wäre direkt von Helsinki nach Dublin geflogen und von dort mit einem Zug oder Bus nach Cork. Das wäre mich billiger gekommen als die 300 Euro, die ich bei Ryanair gelassen habe. Dazu kommen Reisekosten nach und von Tampere, denn Ryanair fliegt natürlich nicht von Helsinki-Vantaa. Die Reisepläne sind so sinnvoll, dass man gegen Mitternacht in Stansted ankommt und erst morgens weiterfliegt. Und auf dem ganzen Flughafen gibt es keine Stühle, geschweigedenn Sofas. Eine Nacht auf dem Flughafenfußboden hat aber auch was, zum Beispiel Schlafmangel.
Ist man dann im Flieger, wird es nicht viel bequemer. Zuerst einmal wollen sie einem für ein paar Euro einen "Priority Check-In" andrehen. Hat man das, kommt man als erstes in den Flieger. Zugewiesene Sitznummern gibt es nämlich nicht. Und ist auch einer der ersten, die die unglaublich hässliche Farbgebung der Kabine und die hässlichen Werbetafeln an den Gepäckfächern bemerken. Hat man sich im Gedränge einen Sitz ergattert, kann man dessen Lehne meistens nicht einmal verschieben. Wenig bequem, Schlaf kaum möglich. Erschwert noch dadurch, dass öfters mal recht laute durchsagen erschallten, die Stewardessen kämen nun sogleich, um einem Mineralwasser, matschige Pizza, Parfum und Lotterielose zu verkaufen. Teuer ist das...
Auf dem Rückweg sollten wir nicht die Nacht, sondern den Tag in Stansted verbringen. Wir fuhren lieber mit dem Zug nach London, um die Stadt zu erkunden. Für 13 Pfund bekamen wir eine Fahrkarte, die auch eine Tageskarte für die Underground einschloss. Und gelohnt hat es sich wirklich. London ist... groß. Beeindruckend. Wunderschön. Auch beeindruckend ist, dass so viele Leute so viel Geld für die Tube ausgeben, obwohl dauernd Strecken ausfallen. Oder dass es sich die Betreibergesellschaft leisten kann, an jeder Station mehrere Leute stehen zu haben, die bei Bedarf (wenn die automatisierten Systeme versagen, was durchaus verkommt) Fahrkarten kontrollieren oder verkaufen. Bei der Anzahl Stationen...
Starten taten wir an der Victoria Station. Erstmal Sandwiches bei W. H. Smith kaufen, einem britischen Supermarkt (der übrigens auch am Flughafen Stansted mindestens drei Filialen hat). Unglaublich gut, unglaublich gesund, und viel zu teuer. Noch teurer als hier, genauer: Die Pfundpreise dort sind höher als die Europreise hier. Aber nicht nur teurer, sondern auch besser. Unglaublich teure Smoothies (diverse pürierte Früchte ohne Zucker oder sonstwas) gab es auch. Die waren auch verdammt gut und gesund. Wenn man sich das leisten kann, ist es ein wundervoller Laden. Genau wie Prêt-À-Manger am Flughafen Stansted. Nur dass es dort auch Biomilch, Müsli, Sushi und Stühle gibt. Mein Kontoauszug wird mich dafür hassen, aber manchmal muss man auch mal sinnlos Geld ausgeben.
In Tampere waren wir dann gegen elf Uhr. Nach Helsinki fuhr nur noch ein Bus von Ryanair, aber das wussten wir ja schon vorher. So drückten wir nochmal 25 Euro für die Heimfahrt an unsere Lieblingsfluglinie ab. Immerhin kamen wir nach Helsinki und mussten nicht bis zum ersten Zug gegen vier Uhr früh warten.
Wieder um eine Erfahrung reicher geworden. Und was lernen wir daraus? Irland lohnt sich, sogar wenn man eine so kleine Stadt wie Cork besucht. Debattierwettbewerbe lohnen sich auch, selbst wenn man dafür nach Irland fahren muss. Naja, im Grunde ist es ja nur ein Vorwand, um ein paar Tage auf der Insel zu verbringen. Auch London lohnt sich, selbst wenn man die ganze Zeit zwei Taschen mit sich rumschleppen muss und davon Muskelkater in den Schultern kriegt. Nur Ryanair lohnt sich nicht. Vielmehr lohnt es sich, eine anständige Fluglinie zu nehmen. Dann kriegt man wenigstens ein kostenloses Glas Wasser an Bord, und Geld spart man vermutlich auch noch.
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